Banda Aceh, Indonesien
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Ramadan is aus! Ein Segen! Keine unglaubigen Blicke mehr, kein Kopfschuetteln, keine „no no no!“ und keine trockenen Instantnudeln mehr. Aber dafuer ist hier jetzt mit allem anderen auch Schluss.
Aber wie immer erstmal das gute alte Chronologiespiel.
Und das geht diesemal direkt nach dem letzten Eintrag los. Denn als ich aus dem Internetcafe raus kam war auf der Strasse Krieg:
gegen Denge-Fieber. Nachdem in der Strasse wieder mal 4 Faelle von Denge-Fieber ausgebrochen sind kommt das Rauchkommando mal wieder durch. Die Jungs vom Guesthouse meinten, dass das ganze alle 3 Wochen mal passiert. Und die hochtechnologische Loesung die sich Malaysia da ausgesucht hat beinhaltet einen alten Auspuff der an einen Diesegeneratol angeschraubt wird und dann ein Diesel-Insektengift-Gemisch ausspuckt mit dem die Jungs alles einhuellen:
Strasse, Hauser, Kuechen, Essen. Angesichts des fuer Stunden bleibenden Dieselgeruchs zweifel ich zwar leicht an den positiven Effekten die das ganze auf das gelagerte Essen der Leute hat, aber ich hab doch keine Ahnung…
Am naechsten Tag ging es dann wie geplant zum Hafen:
wo ich Olga in einer einsamen Lagerhalle
in einer dunklen Ecke zurueck lassen musste
und nur hoffen konnte sie in 5 Tagen in Belawan heil wieder zu finden.
Dann habe ich mir nochmal das grossartige Mittagessen vom Vortag gegoennt und mich so auch innerlich von Penang, Malaysia und guten Essen verabschiedet.
Dann Nachts um 11:30 Uhr ging sie dann los meine Trottel-Tour. Nachtbus nach KL, und natuerlich kein Auge zugemacht.
Morgens um 6 Uhr angekommen und direkt mit der ersten Metro zum Bahnhof um mein Ticket auf dem vom Sittenverfall sauber gehaltenen Zug zu ergattern:
In dem der mttlere Wagon auch ausschliesslich fuer Frauen und Kinder reserviert ist. Was ich natuerlich nicht wusste und 2 Minuten nach Fahrtbeginn erstmal von der Securityfrau freundlich und doch sehr sehr bestimmt und humorneutral in den Maennerwagon gesteckt wurde.
Nachdem ich in Port Klang ankam und gerade meine Karte nach Dumai kaufen wollte habe ich allerdings eine wunderbare Entdeckung gemacht: es gibt auch eine Faehre nach Tanjung Balai, was meine Bus(tor)tour in Sumatra von knapp 25 Stunden auf 4 verringert, und die Karte is auch noch billiger. Kann es noch besser kommen? Ja, kann es: es ist eine Batman-Karte:
Die Faehre und vorallem der Ausreiseschalter/Zoll/Pier/Warteraum/Lagerraum (oh ja mulittasking pur) war extrem ueberfuellt, danke Feiertag, und da alle Indonesier anscheinen einen neuen 40″ LCD-Ferseher gekauft haben (20 hab ich mindestens gezaehlt) waren die Ladejungs komplett ueberfordert, was den Zoll ueberfordert hat, was die Kapazitaet des Warteraums ueberfordert hat und in 4 Stunden Verspaetung resultierte, bevor ueberhaupt jemand aus dem winzigen Raum durfte. Noch eine Stunde spaeter hab ichs dann geschafft die gigantische Distanz von 20 Metern biz zur Faehre zu kommen um da nochmal 40 Minuten vor den verschlossenen Tueren der Faehre in der Mittagssonne zu braten, zusammen mit den andern 200 Gaesten. Ein bissl wie aufm Festival…
Als dann aber alles mal aufm Kahn war ging es auch gleich los. Und um der Tradition des Tages treu zu bleiben hatten wir nochmal eine 2 Stunden laengere Fahrt und daher die Ankuft bei Sonnenuntergang anstatt um 1 Uhr.
Merkt man, dass ich dank Olga ne echte Snobistenhaltung gegenueber oeffentlichen Transportmitteln entwickelt hab. Also ich finde nicht…
In Tanjung Balai angekommen gabs dann die Rueckkehr ins „echte“ Asien. Oder zumindest in das Chaos, den Dreck, die TukTuks (hier Becak gennant) und einfach nur das wofuer ich hier bin. Schoen.
Durch Glueck und die Hilfe einen netten Indonesiers der mir schon vor und auf der Faehre geholfen hat habe ich dann ein geteiltes Taxi nach Medan gefunden und da einen Platz ergattert. War nicht ganz billig der Spass, aber das einzige was verfuegbar war. Nach 5 Stunden krankhaft selbhassterfuelltem Geheize unseres Fahrers kam ich um 2 Uhr in Medan an um nach nochmal einer Stunde eine Bleibe gefunden zu haben. Nach grob geschaetzten 2 Nanosekunden die ich im Raum war bin ich dann zusammengeklappt und hab erstmal 12 Stunden durchgepennt.
In den ersten 2 Tagen habe ich Medan etwas erkundet und dabei einige fuer mich wichtige Mechaniker und Laeden ausfindig gemacht, aber das wahre Highlight der ersten paar Tage war meine Zimmerfarbe:
Aber auch McDonald hat versucht sich als Highlight aufzudruecken:
Wem die eher magere Qualitaet dieser „Highlights“ auffaellt, der kann sich ja mal ausmalen wie wohl der rest der Stadt aussah.
Als es dann Montag morgens, nachdem ich um 5.30 aufgestanden bin, per geteilter Pick-Up-Truck-Flaeche nach Belawan ging um da Olga aus den Klauen von wem auch immer zu befreien sollte sich das zu einer leidigen Sache entwickeln. Denn alleine soll ich das angeblich nicht duerfen, soll einen Agent dafuer bezahlen. Naja, gesagt, nicht getan. Erstmal selbst versuchen, um es kurz zu machen, nicht klappte. Also gut, um 9.30 zum Buero des einzigen Agentens im Ort. Zu.
Dann den Helden, der von Penang aus informiert wurde, dass ich komme, am Telefon erreicht wo er rotzfrech ansagt, ich solle doch 2 Stunden warten, er schlaeft noch. Als ich gesagt habe, er kann mich beim Zoll finden wo ich alles alleine regel war er nach nur 20 Minuten ploetzlich doch da. Merke: Leere Drohungen sind toll.
Aber auch mit ihm hat es dann noch 3 Stunden gedauert bis alles abgefertigt war. Und als Extra hat er noch versucht mich bei offiziellen Hafengebuehren zu bescheissen. Da ich aber den Preis wusste gabs die exakte Summe, ein nettes Laecheln und ein „Stimmt so“. Ich bin so ein Sack.
Am naechsten Tag ging dann die Repariersause los. Und natuerlich wurde aus einem Tag zwei und aus einer Taxiverbindung zum Drehbankladen in dem ich meine neuen Lenksaelenlagerhabe herstellen lassen wurden 8, aber alles wurscht, weil alles passte dann irgendwann eben doch.
Und nix wie weg aus Medan.
Und zwar ab nach Bukit Lawang, ein bekanntes von Touris heimgesuchtes Dorf mitten in einem der groessten Stuecke Dschungel der Welt. Der Grund warum die Touris, und auch ich, hier sind ist rothaarig:
und „sooooo lusitg“(Ami-Schnepfe vor mir):
aber mal im Ernst, es sind wunderbare Tiere, und bei der Dschungelwanderung, die man hier halt einfach machen muss, haben wir sogar eine Gruppe wilder Orang Utans gesehen:
die anderen waren semi-wilde Orang Utans die von der Pflegestation ausgewildert wurden aber als Unterstuetzung noch zusaetzlich eine sehr einfach Milch-Bananendiaet an einer Futterstelle suchen koennen:
die vorallem von Muettern mit Kindern aufgesucht wird:
Nach zwei Naechten war das aber dann auch wieder gut und weiter sollte es gehen, auf einer kleine Strasse direkt nach Sueden in einen Ort namens Kabanjahre. Leider, mal wieder, war die Strassenkarte die ich mir in Medan extra gekauft habe ein Wunschkonzert der Regierung und hatte tausend Strassen eingezeichnet die die Jungs da gerne haetten, die es aber einfach nicht gibt. Die einzige Moeglichkeit die ich nach langer langer Suche gefunden hatte war eine kleine Staubpiste:
Perfekt dachte ich, biss mich 2 Polizisten auf einmal stoppten und mir verboten weiter zu fahren, nur weil der Weg an den Haengen der gerade ausbrechenden Vulkans entlangfuehrt. Als wenn das ein guter Grund waere.
Und daher musste ich wieder nach Medan. Ich haette es zwar theoretisch schaffen koennen noch bis nach Brestagi, dem ort direkt neben dem Vulkan zu fahren und dort zu uebernachten, aber da ich das fuer nicht ganz ideal hielt gab es nochmal das heitere Gruen meines alten Zimmers:
Um 5 Uhr aufgestanden um dem Verkehrschaos von Medan zu entgehen und moeglichst zuegig aus der Stadt zu kommen. Und das ganze hat, zu meiner Verwunderung, wirklich gut funktioniert.
In der Entfernung habe ich sogar das ach so grosse Sorgenkind gesehen wegen dem sie 30.000 Leute evakuiert haben.
Sieht doch ganz friedlich aus der Gute.
Und so hatte ich einen super Vormittag und schon 7 Stunden Fahrt unterm Arsch als ich Toba See erblickte…
Moment. Scheisse. hier wollte ich doch gar nicht hin. Obwohl ich tausendmal nach dem ricgtigen Weg gefragt habe und immer die gleiche Antwort bekam (daher hielt ich sie fuer richtig) haben die Leute mich doch eiskalt an meiner Abzweigung vorbei gejagt. Zum Glueck konnte ich von Sidikalang aber auf die Strasse kommen die ich angepeilt hatte. Und siehe da, das ganze auch noch auf einer Wunderschoenen Strasse die einen genialen Blick ins Tal erlaubte und perfekt Asphaltiert war:
Und so wie ich mir dass gewuenscht hatte war „meine“ Strasse ein Traum zum fahren, ok die Schlagloecher und Erdrutsche und Steine und Co nicht, aber die Aussichten, die Leute, die Berge und die gut asphaltierten Kuvenstuecke gepaart mit den steilen anstiegen und der kompletten Leere der Strasse war genau was wollte. Und obendrauf gabs noch geniales Wetter:
Als es dann 5 Uhr wurde und ich nach knapp 11 Stunden auf dem Bike langsam aber sicher dem Arschtod nahe kam habe ich zum Glueck, mitten im Nichts, ein guenstiges Guesthouse gefunden. Praktischerweisse war nebenan gleich noch ein Restaurant und somit mein Abend gerettet.
Am naechsten tag sollte es genau so toll weiter gehen. ALlerdings wurden die Loecher in der Strasse heimtueckischer:
Sieht doch relativ harmlos aus, oder?
Ich bin ja jetzt kein Experte auf dem Gebiet des Strassenbaus. Aber ich bin relativ sicher, dass sobald in einem Sclagloch Kletterplfanzen wachen und ein Fluss fliest das nicht ideal ist. Wie gesagt, nur relativ sicher.
Ausserdam gabs den fliegenden Depp:
Und diesesmal hat das Depp sogar seine Berechtigung. Nicht, dass ich mich nicht gerne selbst beleidige, aber fuer diese Leistung gebuehrt mir der Titel wahrhaftig. Denn beim vor der Kamera herumhampel kam mein, biher sehr gut kontrollierter, Selbsverstuemmelungstrieb durch und zack:
Da die Sau ja wirklich weh tat habe ich also einen Tag in Blankejeran pausiert, in der Hoffnung, dass es besser wird. Wurde es nicht, und da der naechte Artzt in Banda Aceh ist musste ich meine unglaublich ausgereiften Artzkenntnisse auspacken und ein Meisterwerk der prostetischen Verbands herbeizauber:
Prostetisch deshalb, da dieses Meisterstueck nicht nur den Daumen stabilisiert, sondern auch genug wiederstand bietet um mir das Schalten zu ermoelgichen.
Und mit der richtigen Handschuhtarnung auch „kaum“ zu sehen
Und, absolut nicht zu meiner Verwunderung, hat es perfekt funktioniert. Und der Tag war auch noch der schoenste zum fahren mit den besten Kurvenstuecken, Dschungel, Hochebenen Nadelwald, Kaffeeplantagen Flussufer und allem Dazwischen.
Und unterwegs auch noch einer Familie geholfen ihren Karren wieder zum laufen zu bringen, oder naja, ich hatte das Werkzeug, dass ihnen gefehlt hat.
Abends ging es dann nach Takengon, einer absolut spektakulaer gelegenen Stadt in den Highlands
Wo ich, nach 3 stuendiger Suche, in ein Hotel einchecken musste und 15 Euro fuer mein Zimmer zu zahlen. Mehr habe ich auf dem gesamten Trip noch nicht zahlen muessen. Und das Zimmer war auch noch echt mies. Und das wirklich fiese daran? Keine halbe Stunde nachdem ich eingecheckt habe finde ich durch Zufall ein Guesthouse das erst seit einer Woche auf hat und nur die Haelfte gewollt haette.
Von hier aus ging die Strasse dann sehr zuegig bergab und im Handumdrehen, naja eigeltich 5 Stunden, war ich auf den Trans-Sumatra Highway nach Banda Aceh. Und mal wieder sollte der Ramadan mir uebel wollen, denn alle Tankstellen waren leer, da sie wegen der anstehenden freien Tage keinen Nachschub mehr bestellet haben und die Leute alles aufgekauft haben. Also Strassenrandshops mit benzin aufsuchen und zu viel zahlen, fast 65 cent wollten die fuer den Liter, im Vergleich zu den normalen 40 ct. Aber egal, ab nach Banda Aceh.
Banda Aceh ist den meisten, wenn ueberhaupt, ein Begriff wegen des Tsunamis 2004. Die am haertesten getroffenen grosse Staedte ueberhaupt. Hier war einfach alles platt. Knapp 90.000 Tote gab es adurch den Tsunami. Einfach mal Banda Aceh Tsunami googlen, die ersten paar Bilder machen schon alles klar.
Allerdings sieht man das Banda Aceh heute absolut nicht mehr an, alles wurde neu aufgebaut, viele sagen schoener. Aber einige der Tsunamierinnerungen wurden bewusst gelassen, wie das Boot im Haus, mitten in einer neu besiedelten Nacharschaft:
Und was war das beste was mir hier passieren konnte, waehrend ich so darueber nachdenke wie schwer das alles auf den Leuten lasten muss? Die Familie die im Haus genau neben dem Boot lebt sieht mich und laed mich in ihr Haus ein, zum Essen, denn es ist der erzste Tag nach Ramadan und daher sei „open house“ und ich solle doch mit ihnen essen und Foto gabs auch noch:
Razid, der Mann zu meiner linken, ist anscheinen ein beruehnter Saenger einer Religioesen Band aus Banda Aceh und war schon in ganz Sued Ost Asien unterwegs. Umso ueberraschender, dass unser Gespraech sich zu grossen Teilen um seine Lieblingsband Pantera drehte.
Wunderbar nette Leute, wie eigentlich alle in Banda Aceh, sehr offen und freundlich. Alle wollen immer gern mal ein Woertchen oder zwei reden und sind sehr interessiert and allem was man ihnen erzaehlt. Das sind die Leute zwar ueberall in Asien, aber hier noch viel staerker Vorallem denke ich ist das so, weil einfach keine Touristen hier her kommmen.
Und der Grund, warum kaum Touris oder Backpacker sich nach Aceh verirren ist einfach, einleuchtend und doch so schade um die normalen Leute hier.
Aber von vorne:
Aceh ist eine special Region in Indonesien. Diesen Status haben sie sich mit einem 10 jaehrigen Buerger-Terrorkrieg erungen in dem es um zwei Sachen ging: Geld und Religion. Geld war in diesm Fall Oel, genauer die Kontrolle ueber das Oel der Provinz. Da aber Jakarta das geld ungern hergab hat sich das ganze eben zu einem 10 Jahre langen Krieg.
Und da die Rebellen „gewonnen“ haben kommt Punkt 2: Religion
Es sind die konservativsten Muslime des Landes hier und mit dem Sonderstatus bekamen sie das Recht die Gesetzte der Sharia (alte Islamische Gesetzte) als die offiziellen Gestzte der Region einzufuerhen, inklusive Tod durch Steinigung mit tausenden Zuschauern, Auspeitschungen, verbot vom Homosexualitaet und bestrafung duch Steinigung, Verbot unehelichen Sexes und, das Verbot von Alkohol.
Ich fang gar nicht erst an mit der Dsikussion ueber wie abartig bescheuert ich das alles finde. Doch eines konnte ich mir nicht nehmen lassen, denn wenn irgendwer Alkohol, sprich Bier, illegal machen will, dann kann der mich rein prinzipiell mal.
Und deshalb, trotz der offiziellen Strafe von 40 Peitschenhieben:
und die Tatsache, dass ich 6 Stunden nach der einen Dose suchen musste und sie mich 7 Euro gekostet hat schmaelern das Gesamtsieg um kein Stueck, nur dass das klar ist.
Und als letzte noch ein Foto der normalerweise stressigsten Strasse der Stadt heute, dem ersten Tag nach Rammadan. An dem ich eigentlich auf ein riesen Fressfest gehofft hatte:
Leider ist genau das Gegenteil eingetreten, alles hat zu, und ich meine ALLES, ausser dem Internetcafe hier und KFC.
So, und damit waere jetzt diese ewig lange Tetx auch mal an seinem Ende. Ich wollte es ja eigentlich vermeiden solche Mammuttexte zu schreiben, aber es ging eben nicht anders, es war zu viel los.
Die Peitschenhiebe gönn ich dir 🙂
das hab ich mir doch fast gedacht, dass DU mir das goennst 😉